BARF bei Harnwegerkrankungen

BARF bei Harnwegerkrankungen

Foto: José 16 – Fotolia

Schmerzhaftes häufiges Harnabsetzen, Blutbeimengungen und Geruchsveränderungen des Urins sind häufig Symptome von Harnwegsentzündungen, Harn- und Nierensteinen. Eine weitere Folge kann auch eine Inkontinenz des Vierbeiners sein, was für sein Herrchen schnell unangenehm wird.

Harn- und Nierensteine

Der Fachbegriff Urolithiasis bezeichnet die Ausbildung und das Vorkommen von sogenannten Konkrementen, sprich Harnsteinen, in den Harnwegen. Durch die Ansammlung von mineralstoffhaltigen Komponenten in der Niere entstehen die Steine und wandern über die Harnwege hinab in die Harnblase. Je nach Größe können sie einzelne Bereiche verlegen, was die Gefahr einer Blasenruptur und gefährlicher Infektionen nach sich zieht. Eine weitere Gefahr sind Schäden der Schleimhaut, die durch das Wandern der Steine entstehen können. Wichtig für eine erfolgreiche Therapie ist eine sehr genaue Diagnose der Steinart, da sich die Behandlungsmethoden und die Ernährung je nach Erkrankung deutlich unterscheiden. Eine korrekte Anpassung der Ernährung ist essentiell, um ein Fortschreiten der Schäden zu verhindern und den Heilungsprozess zu beschleunigen.

Struvitsteine beim Hund

Eine sehr häufige Form der Urolithiasis ist der Struvitstein, der sich aus Magnesium-Ammonium-Phosphat bei einem verschobenen, basischen Urin-ph bildet. Er kommt vorwiegend bei Hündinnen vor. In der Vergrößerung betrachtet, gleichen die Steine glatten, hellen Kieselsteinen, die je nach Menge des vorhandenen „Baumaterials“ größer oder kleiner ausfallen.

Die Ernährung bei Struvitsteinen darf kein weiteres Baumaterial liefern, weswegen Phosphor und Magnesium zu vermeiden ist. Aus diesem Grund sollten keine Innereien und Knochen verfüttert werden, da diese beides in hohem Maß enthalten. Hochwertiges frisches Muskelfleisch sollte für diese Hunde bevorzugt auf den BARF Speiseplan kommen. Zudem darf die Getreidekomponente nicht zu hoch sein, da es gilt einen basischen ph im Urin und damit eine weitere Steinbildung zu vermeiden. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr fördert das Herausspülen der Kristalle aus den Harnwegen.

Calziumoxalatstein beim Hund

Calziumoxalatsteine bilden sich im sauren Harn- Milieu. Sie bestehen in erster Linie aus Calcium und weisen unter dem Mikroskop eine raue, dunkle Oberfläche auf, wodurch sie deutlich von Struvitsteinen abzugrenzen sind. Häufig müssen diese Steine chirurgisch entfernt werden, wenn sie eine gewisse Größe überschritten haben. Aufgrund ihrer rauen Oberfläche führen sie häufig zu Verletzungen der Harnwege. Bei der BARF Ernährung ist auf eine Reduktion von Eiweiß, Calcium, Natrium und Magnesium zu achten. Die Getreidekomponente der Mahlzeiten darf bis zu 50 Prozent betragen, da das saure Milieu des Urins in einen basischeren Bereich korrigiert werden soll. Dies wird über einen erhöhten Getreideanteil erreicht. Innereien und Knochen sind in der BARF Ernährung dieser Hunde zwingend zu umgehen. Die gleichen Ernährungsregeln gelten für Silikat- und Zystinsteine.

Ammoniumuratsteine beim Dalmatiner

Diese Steinart kommt besonders häufig beim Dalmatiner vor und macht aufgrund ihrer glatten Oberfläche weniger Probleme. Ursache für diese Steinbildung ist ein Mangel des Enzyms Uricase, was für die Spaltung von Urat verantwortlich ist. Aufgrund des Mangels sammelt sich vermehrt Urat, wodurch die Steine entstehen. Für die Ernährung gilt die Einhaltung einer purinarmen Diät. Purinarme Nahrungsmittel sind unter anderem Eier, Fenchel, Karotten, Kartoffeln, Reis, Fisch und das Muskelfleisch von Wild, Lamm und Kalb. Zu vermeiden in der BARF Kost sind jegliche Innereien sowie Sardellen und Sardinien.

Weitere Erkrankungen der Harnwege des Hundes

Zu den Harnwegen gehören in ihrer anatomischen Reihenfolge Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase und Harnröhre. Die Urolithiasis ist dabei nur eine mögliche Erkrankungsform dieses Systems. Viele weitere Erkrankungen der Harnwege haben ähnliche oder identische Symptome, was eine gründliche Diagnose der richtigen Ursache unabdingbar für eine erfolgreiche Therapie macht. Neben einer Urin-Analyse, werden bildgebende Verfahren wie Röntgen und Ultraschall genutzt, um Verengungen schnell zu erkennen. Ein kompletter Verschluss eines Teils der Harnwege kann schnell lebensbedrohlich für das Tier werden. Der sich in der Blase anstauende Harn nimmt rasch ein hohes Volumen an, was beständig ansteigt. Da die Blase jedoch nur in einem begrenzten Ausmaße dehnbar ist, muss der Tierarzt schnell entlastend eingreifen, um eine Ruptur zu verhindern. Kommt es zu Zerreißungen der Blasenwand kann dem betroffenen Tier medizinisch nicht mehr geholfen werden, da der austretende Harn zu einer inneren Vergiftung der Organsysteme führt.

Urin-Analyse beim Hund

In der Urin -Analyse wird zunächst festgestellt, ob der Harn Steine oder kleinere Kristalle enthält. Ist dies der Fall, werden die Konkremente isoliert und auf ihre Zusammensetzung untersucht. Je nach gemessenem Urin-ph kann hier schon ein Verdacht vorliegen, da sich beispielsweise Struvitsteine ausschließlich in einem basischen Milieu bilden. Größere Steine können unter dem Mikroskop analysiert werden, da ihr charakteristisches Aussehen meist eine zuverlässige Diagnose erlaubt. Kleinere Kristalle werden über chemische Tests und bakterielle Untersuchungen gegebenenfalls weiter analysiert.